Geschichte vernetzt: Bertha Bühler und Magdalena Bühler-Hürlimann am Katharinen-Turm des Fraumünsters

Ein Beitrag von Edith Werffeli.

Seit August ziert ein installativer Turm das Fraumünster in Zürich – der sogenannte Katharinen-Turm. Dieser symbolische Turm wurde vom Verein Katharinen-Turm initiiert und ist eine Hommage an den ursprünglichen zweiten Turm des Fraumünsters. Er erinnert an die letzte Äbtissin Zürichs, Katharina von Zimmern, eine starke und visionäre Frau, die vor mehr als 500 Jahren ihre Abtei friedlich der Stadt Zürich übergab und so einen Konflikt während der Reformation verhinderte.

Das Gerüst des Katharinen-Turms mit Bändern, auf denen die Namen von Frauen stehen, von unten betrachtet

Als Projektleiterin und Kulturanthropologin ist es für mich eine Herzensangelegenheit, Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen und lebendig sowie vernetzt zu erzählen. Deshalb war es mir eine Freude, als mich die Initiatorinnen des Katharinen-Turms um Vorschläge für Biografien aussergewöhnlicher Zürcher Frauen baten. Denn dieser Turm sollte nicht nur architektonisch beeindrucken, sondern auch die Namen von 500 Frauen tragen und damit an die politischen und wirtschaftlichen Leistungen von Frauen in Zürich erinnern.

Durch meine Arbeit an der Ausstellung Oberhaushof bin ich gut mit den Biografien der Familie Bühler vertraut, und sofort kamen mir Bertha Bühler (1890-1967) und Magdalena Bühler-Hürlimann (1750-1835) in den Sinn. Diese beiden Frauen sind für mich faszinierend und sie – oder besser gesagt: ihre Objekte –begleiteten mich während der Ausstellungsvorbereitung. Bertha Bühler beeindruckte mich durch ihre Aktivitäten im frühen Aktienhandel in den 1950er-Jahren. Sie wuchs auf dem Oberhaushof auf und hinterliess eine Vielzahl von Objekten, die ihre Vielseitigkeit widerspiegeln: Tagebücher, Kochutensilien, Kleidungsstücke, Handarbeiten und Malereien. Sie besuchte die Töchterschule Yalta und erlangte später durch geschickten Aktienhandel ein Vermögen. Ihre Reisefotos und -filme, Landkarten und Prospekte zeugen von einer weitgereisten und interessierten Persönlichkeit. Magdalena Bühler-Hürlimann war ebenso geschäftig wie Bertha Bühler. Über viele Jahre verwaltete sie den Oberhaushof und war die Herrin des Hauses. Dies belegt unter anderem ein Kassenbuch, das heute im Staatsarchiv in Zürich aufbewahrt wird. Die beiden Frauen sind auf Gemälden verewigt, die im Oberhaus ausgestellt sind.

Ohne die wertvolle Vorarbeit der Historikerin Elisabeth Joris, die das Buch «Mutters Museum» gemeinsam mit Martin Widmer vorgängig zur Ausstellung verfasste, wären die Biografien dieser zwei Frauen vermutlich nicht so ausführlich bekannt. Neben den historischen Persönlichkeiten wurden auch lebende Frauen auf dem Katharinen-Turm verewigt – darunter auch Elisabeth Joris. Herzlichen Glückwunsch!

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