Ein Beitrag von Elisabeth Joris und Martin Widmer.
Wir sind am Schreiben. Dabei müssen wir auch Pausen einlegen und gehen dann durch die Zimmer im Oberhaus. In der Eckkammer bleiben wir vor der Glasvitirine mit den alten Kameras stehen. Die eine Balgkamera stammt von Anna Boller vom Bollergut und wurde auch von ihrem Vater Adolf Boller-Meier um 1900 benutzt. Daneben die elegante und handliche Rollfimkamera der Marke Contessa-Nettel, Modell Piccolette, mit der Bertha Bühler bis Mitte der 1960er Jahre fotografierte. Eine Auto-8-Filmkamera, Modell Filmo der Marke Bell & Howell Company, sticht uns ins Auge, auch sie von Bertha Bühler. Da muss es auch Filme geben, denken wir und suchen auf den unteren Tablaren. Laufende Bilder wären eine ganz neue Quellengattung, die uns einen Einblick in ihr Leben und ihre Reisen gäbe. Doch wir stossen unter einem Tischchen hinter einer Kartonschachtel nur auf den Filmprojektor, versorgt in einem braunen Koffer. Der Inventarordner zur Eckkammer hilft uns nicht weiter. Aber Stefan Bühler mailt uns nach zwei Tagen, dass er die Filme gefunden hat. In der Kredenz im oberen Gang. Vier Filmrollen à 120 Meter und fünf kleinere Filmrollen. «Ägypten» steht auf der einen, «Reise mit Kaisers» auf der anderen. In den Projektor wagen wir die Filme, die mindestens ein halbes Jahrhundert in ihren Blechbüchsen schlummerten, nicht einspannen. Wo können wir diese Filme anschauen?
Im Schweizerischen Sozialarchiv können wir die Filmrollen auf einem Schmalfilmbetrachter von Hand abrollen. Die Reise nach Ägypten führt erwartungsgemäss zu den Pyramiden von Gizeh, diejenige mit Kaisers nach Venedig und auf dem Rückweg durchs Engadin. Der dritte lange Film handelt von einer Fahrt per Bus ans Nordkap, der vierte zeigt u.a. den Besuch auf der Akropolis zu einer Zeit vor dem Massentourismus, Mitte der 1950er Jahre vermuten wir. Details können wir auf dem kleinen Bildschirm nicht erkennen, auch nicht wer Bertha Bühler begleitet hat. Als nächstes wollen wir die Filme digitalisieren lassen.