Den Rohdiamanten zum Leuchten bringen

Ein Beitrag von Jeannine Rossi, Hinder Kalberer Architekten.

Seien wir ehrlich: Die Aufgabe, die in Feldbach auf uns, Hinder Kalberer Architekten, gewartet hat, ist ein Traum. Mit grosser Freude befassten und befassen wir uns intensiv mit dem Ort und dessen Geschichte und tauchen ein in die Bausubstanz, die wir umgestalten dürfen.

Bisher verantworteten wir unter anderem den Umbau des Trotten-Gebäudes zu einem Wohnhaus sowie die Errichtung eines Ersatzbaus für das Hühnerhaus , damit Stefan und Maja Bühler ein neues Zuhause bekamen. Momentan sind wir dabei, im Oberhaus drei weitere B&B-Zimmer einzubauen und dessen Brandschutz dem Betrieb anzupassen.

Der unbestrittene Höhepunkt unserer Arbeit in Feldbach war aber der Umbau des ehemaligen Waschhauses. Das eher unscheinbare Nebengebäude bildet das eigentliche Zentrum des Oberhaushofs. Als wir den Raum des ehemaligen Waschhauses das erste Mal betraten, roch es stark nach Öl, man konnte die Spuren der Werkstatt, die hier einquartiert gewesen war, noch gut erkennen. Wir untersuchten die Bausubstanz genau, um später keine grossen Überraschungen erleben zu müssen. Von Beginn weg suchten wir zudem den Kontakt zur Denkmalpflege und zum Bauamt. Rasch wurde uns bewusst, dass es sich bei diesem Gebäude um einen Rohdiamanten handelte. Unsere Eingriffe sollten deshalb minimal sein, selbstverständlich wirken – gleichzeitig sollte aber ein gemütlicher Raum entstehen.

Ein Kran hieft ein Dachfenster auf das Dach des Waschhauses
Das neue Dachfenster wird eingebaut.

Die tragenden Balken waren glücklicherweise besser erhalten als zu Beginn vermutet, am Dach jedoch musste Einiges gemacht werden. Unter anderem wurde ein grosses Dachfenster eingebaut, um den Dachraum mit viel Zenitallicht zu erhellen. Die für die Nutzung einschneidendsten Eingriffe waren die zwei Durchbrüche in der Fassade, um zwei neue Fenstertüren in Seerichtung zu erstellen. Steinbrocken, gross wie Medizinbälle, brach der Baumeister dafür aus der Fassade. Die entstandenen Öffnungen bringen dem Raum viel Licht und eröffnen den Zugang zum Aussenraum.

Neue Einbauten wie die WC-Box mit Treppenaufgang ins Dachgeschoss, das Bücherregal mit Sitznischen und die Küchenelemente wurden bewusst an die Fassaden gesetzt, damit der Raum anschliessend frei bespielt werden konnte.

In der Innengestaltung wählten wir traditionelle Farben und ehrliche Materialien wie rohen Stahl, Naturstein aus Norditalien, einen eingefärbten Unterlagsboden und Schreinerarbeiten aus geölter Dreischichtplatte – einfache Formen, angereichert mit einigen raffinierten Details. Mit der Möblierung der Bauherrschaft und den Gästen des B&B fängt der Raum an zu leben, und die Geschichte des ehemaligen Waschhauses wird Tag für Tag weitergeschrieben.

Aufenthaltsraum mit Esstischen, Konzertflügel und Bibliothek
So sieht der neue Aufenthaltsraum im umgebauten Waschhaus aus. Bild: Yaser Amachi

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