Ein Beitrag von Jonas Bühler.
Der 1. Februar des Jahres 1963 sollte in die Schweizer Geschichtsbücher eingehen. Nachdem ein Glaziologe der ETH die Eisdicke geprüft hatte, wurde der zugefrorene Zürichsee um 12 Uhr mittags für die Bevölkerung freigegeben.
Es war der Startschuss für ein grosses Volksfest: Zu Tausenden strömten die Menschen auf den gefrorenen See, Essens- und Souvenirstände wurden errichtet und Sport- und Kulturveranstaltungen auf den See verlegt. Für Ordnung sorgten Seepolizisten auf Schlittschuhen und Raupenschlitten, die extra für die «Seegfrörni» angeschafft worden waren.
Der Zürichsee war in diesem Winter auf seiner gesamten Länge gefroren. Eine solide Eisschicht bedeckte die 88 km2 seiner Oberfläche. Grund für dieses aussergewöhnliche Phänomen war ein ausserordentlich kalter Winter. Bereits im November hatte es einen ersten Kälteeinbruch gegeben, im Dezember und im Januar bewegten sich die Temperaturen meist deutlich unter dem Gefrierpunkt. Mitte Januar bildete sich am oberen Ende des Sees bei Rapperswil eine Eisdecke, zwei Wochen später hatte das Eis die Seemündung in Zürich erreicht.
Während die Seegfrörni in und um Zürich gut dokumentiert ist, sind die Zeugnisse aus Feldbach zu diesem monumentalen Ereignis spärlich. Bekannt ist, dass das Eis beim Badehaus am Seeufer unterhalb des Oberhauses eine Dicke von 40 cm erreichte. Das war deutlich mehr als am unteren Ende des Zürichsees, wo das Eis nur etwas mehr als 10 cm dick war.
Im Oberhaus zeugen diverse Schlittschuhe und separate Kufen, die sich an die Schuhe anschnallen liessen, von Abenteuern auf dem Eis. Das junge Paar Albert und Rosmarie Bühler-Wildberger, das den Hof kurze Zeit zuvor übernommen hatte, dürfte sich im Winter 1963 wie viele andere aufs Eis in der Feldbacher Bucht gewagt haben. Nicht mehr erlebt hat die Seegfrörni hingegen der naturverbundene Albert Bühler-Boller, der zwei Jahre zuvor verstorben war. Dieser hatte jedoch noch die Seegfrörni von 1929 erlebt, sowie als kleines Kind jene von 1891.
Das Volksfest auf dem Zürichsee dauerte bis zum 7. März. Am 8. März wurde die Eisfläche gesperrt, es dauerte jedoch noch mehrere Wochen, bis die Eisfläche verschwand und wieder Wellen auf der Oberfläche des Sees wogten.
Seither ist der Zürichsee nie mehr vollständig zugefroren. 1984 fror die Feldbacher Bucht zuletzt so fest ein, dass sie begehbar war, der Rest des Sees blieb in diesem Jahr jedoch eisfrei.