Bild: Eline Keller-Sørensen
Ein Beitrag von Edith Werffeli.
Als Kulturanthropologin begegne ich in meiner Arbeit immer häufiger den Themen Nachhaltigkeit und Wiederverwendung, die auch im Museumswesen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die spannende Herausforderung besteht darin, diese Prinzipien konkret in einer Ausstellung umzusetzen – zum Beispiel bei der neu kuratierten Ausstellung auf dem Oberhaushof.
Mit meinem Team machte ich mich im Frühling vor zwei Jahren daran, die über 80’000 im Oberhaus angesammelten Alltagsobjekte umzuplatzieren und neu zu kuratieren. Die unglaubliche Menge an Spielsachen, Kinderkleidern, Handarbeiten, Werkzeugen, Gemälden und vielem mehr musste neu platziert, sinnvoll angeordnet und der Auftritt der Ausstellung professionalisiert werden. Ich stand vor der Herausforderung, den ursprünglichen Charakter der Ausstellung zu bewahren und gleichzeitig nachhaltig und ressourcenschonend zu handeln.
Inspiriert von der Vorgehensweise von Rosmarie Bühler-Wildberger, die bereits in den Siebzigerjahren vorhandenes Mobiliar kreativ in die Ausstellung integrierte, entschieden wir uns, diesen Weg der Wiederverwendung konsequent fortzusetzen. Dabei erwies sich der Oberhaushof als wahre Fundgrube – Tische, Kommoden, Regale und sogar Schränke aus der Barockzeit bestimmten wir kurzerhand als Ausstellungsmobiliar. Die Szenografin Barbara Pulli und der Designer Joel Schaub arrangierten die Objekte nach Konzept und mit viel Hingabe auf und in den «neuen» Ausstellungsmöbeln.
Neben der nachhaltigen Inszenierung war mir wichtig, dass die Ausstellung Oberhaushof einen zeitlosen und professionellen Auftritt erhält. Ganz ohne Neuanschaffungen ging es nicht. Die Innenarchitektin Doris Schranz beriet mich bezüglich minimaler szenografischer Eingriffe, beispielsweise erhielten die Ausstellungsflächen punktuell einen neuen, hellen Anstrich. Auch die Ausstellungsbeschriftung wird erneuert und teilweise mit QR-Codes versehen, die eine Verlinkung zu den Dokumenten im Staatsarchiv ermöglichen. Moderne Beleuchtung wird installiert, um die Objekte und historischen Räume ins beste Licht zu rücken.
Die Entscheidung, auf teure Ausstellungsmöbel zu verzichten, ermöglichte nicht nur eine Treue zum einzigartigen Stil von Rosmarie Bühler-Wildberger, sondern auch eine stimmige Anordnung der Alltagsobjekte. Dabei erwies sich die Wiederverwendung von vorhandenem Mobiliar nicht nur als nachhaltig, sondern auch als budgetfreundlich. Unsere Entscheidung, über 8’000 Objekte zu entsammeln, ermöglichte eine übersichtlichere Präsentation der Objekte sowie Platzersparnis. In diesem Sinne zeigte sich wieder einmal, dass weniger mehr ist. Dass ich bei meiner Arbeit als Kulturanthropologin auch mal eine alte Waschmaschine zerkleinern würde, hätte ich allerdings nicht gedacht. Spass hatten wir dabei allemal!