Ein Dokumentarfilm mit Requisiten aus dem Oberhaus

Bild: © C-Films, 2023

Ein Beitrag von Peter Reichenbach und Sibylle Cazajus, C-Films.

Der Dokumentarfilm «Durchs Höllentor ins Paradies» erzählt anhand von Meisterwerken, Interviews und Archivmaterial die Geschichte des Kunsthaus Zürich, von seiner Eröffnung 1910 bis heute. Er nimmt die Zuschauenden auf eine Zeitreise mit und wirft durch aktuelle Fragestellungen einen neuen Blick auf die Kunst und die Institution Museum.

In fiktiven Szenen werden historische Figuren, u. a. die junge und talentierte Zürcher Malerin Anna Waser, zum Leben erweckt. Ihr Selbstporträt, das sie 1691, im Alter von 12 Jahren, malte, hängt heute im Kunsthaus Zürich. Um die Szene im Film nachzustellen – wir sehen das Mädchen, wie sie ihr Porträt malt – durften wir verschiedene Requisiten aus dem Oberhaus ausleihen, zum Beispiel einen alten Barockspiegel. 

Ein Mädchen im Kostüm steht vor einer Staffelei, daneben eine Kamera und zwei Kameraleute
Bild: © C-Films, 2023

Mit dem 2021 eröffneten Neubau des englischen Stararchitekten David Chipperfield ist das Kunsthaus Zürich zum grössten Kunstmuseum der Schweiz herangewachsen. Verschiedene namhafte Privatsammlungen zogen in den Neubau ein und ergänzen heute als Leihgaben die Sammlung. Darunter die hochkarätige, jedoch historisch vorbelastete Privatsammlung des 1956 verstorbenen Waffenproduzenten Emil G. Bührle, deren Einzug in den Neubau für hitzige Diskussionen sorgte. Oder die Privatsammlung von Werner Merzbacher, der seine Sammlung als Dank dafür, dass ihn die Schweiz 1939 als jüdisches Flüchtlingskind aufnahm, dem Kunsthaus als Dauerleihgabe vermachte.

Zu den visuellen Höhepunkten des Films zählt die aus vielen farbigen Lichtern bestehende Installation «Pixelwald» von Pipilotti Rist. Der «Pixelwald» ist Teil der Sammlung Merzbacher und steht im Film als Metapher für das irdische Paradies, worauf auch der Titel anspielt.

Der Film zeigt verschiedentlich auf, dass sich am Kunsthaus Zürich immer wieder öffentliche, gesellschaftspolitische Debatten entfachten. U. a. im Zusammenhang mit der Gründung der Zürcher Giacometti-Stiftung in den 1960er-Jahren. Diese führte zu heftigen Auseinandersetzungen über die Frage «Was ist Kunst?».

Die Interviewpartnerinnen und Partner, die im Film zu Wort kommen, stehen alle auf die eine oder andere Art persönlich mit dem Kunsthaus oder dessen Geschichte in Verbindung. Unter anderem die Kuratorin Bice Curiger, die bahnbrechende Ausstellungen am Kunsthaus kuratierte. Oder der Architekturkritiker Benedikt Loderer, der mit scharfem Verstand und Humor die Kunsthausbauten kommentiert. Eine wichtige Stimme ist auch die aus Wien stammende Kuratorin und Judaistin Felicitas Heimann-Jelinek, die sich kritisch zur Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg oder zur Zukunft der Museen äussert und mit ihren prägnanten Aussagen immer wieder zum Nachdenken anregt.

Beim Dokumentarfilm handelt es sich um eine Co-Produktion mit SRF und ARTE. Zurzeit läuft der Film noch im Kino. Später wird er zuerst auf ARTE und danach im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt werden.

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