Bild: Martin Zeller
Ein Beitrag von Jonas Bühler.
In einem Zimmer im zweiten Obergeschoss des Oberhauses steht eine breite, dreitürige Vitrine. Darin befinden sich diverse Kleidungsstücke, die Frauen als Teil ihrer Aussteuer in die Ehe brachten. Fein säuberlich gebügelt und gefaltet liegen sie da, die aufgestickten Monogramme gut sichtbar.
Textilien von 15 Frauen sind in dieser Vitrine ausgestellt. In den untersten Fächern sind Aussteuerstücke meiner Grossmutter Rosmarie Bühler-Wildberger abgelegt, flankiert von Wäsche ihrer Schwägerinnen Hanna Dreher-Bühler und Hedwig Stöckli-Bühler. Darüber befinden sich Aussteuerstücke von Rosmaries Schwiegermutter Hedwig Bühler-Boller und ihren Geschwistern. Noch weiter oben liegt Wäsche von Hedwig Bühler-Bollers Mutter und ihrer Schwestern, gefolgt von Wäsche derer Mutter und ihrer Schwestern usw. So entsteht in dieser Vitrine eine Art weiblicher Stammbaum, der der Mutterlinie folgt – eine ziemlich einzigartige Inszenierung. Diese Inszenierung half auch, das Beziehungsnetz der weiblichen Familienmitglieder nachzuvollziehen und dadurch unter anderem die zahlreichen Briefe einordnen zu können, die wir im Haus vorfanden. Die Briefe haben wir mittlerweile ans Staatsarchiv übergeben, das sie bald der Öffentlichkeit zugänglich machen wird.
Die Kleidungsstücke in der Vitrine sind aber längst nicht alle Aussteuerstücke, die wir im Haus haben. Die Aussteuern diverser Frauen waren über mehrere Schränke im Haus verteilt und umfassten Unterwäsche, Blusen, Accessoires sowie Bett- und Haushaltswäsche. Besonders umfassend waren die Aussteuern von Hedwig Bühler-Boller und ihrer Schwägerin Bertha Bühler. Diese belegten je fast einen ganzen Schrank.
Die meisten Aussteuerstücke sind in schlichtem Weiss gehalten, aber mit aufwändigen Stickereien und Häkelsäumen verziert. Zu vielen hat meine Grossmutter auf beigelegten Zetteln notiert, mit welcher Technik sie verziert wurden. Hier findet sich alles von Flach- über Bohrwar- bis hin zu Richelieu-Stickerei, vom einfachen Hohlsaum bis zu aufwändig gehäkelten Saummustern.
Diejenigen Textilien, die nicht in der Vitrine ausgestellt sind , haben wir nun im Depot eingelagert. Dazu sichteten wir sämtliche Teile, sortierten sie nach Person, bügelten sie und verpackten sie in Schachteln. Hier warten sie nun nicht mehr darauf, dass sie in eine Ehe mitgenommen werden, sondern darauf, dass sie bei Gelegenheit für eine Themenausstellung, einen Workshop oder die Forschung wieder hervorgeholt werden.