Ein Beitrag von Jonas Bühler.
Als meine Grossmutter Rosmarie Bühler-Wildberger in den Siebzigerjahren begann, die Objekte im Oberhaus zu pflegen, zu sortieren und nach und nach zu einer Ausstellung zu arrangieren, legte sie parallel dazu ein Inventar der Objekte im Haus an.
Dieses Inventar führte sie damals auf Papier. In gut lesbarer Handschrift vermerkte sie zu jedem Objekt, wie es aussah, wo sie es positioniert hatte und – sofern dies bekannt war – wem es gehört hatte. Die einzelnen Inventarblätter kopierte sie und legte sie in Ordnern ab. Es gab Ordner, in denen die Blätter nach Ort sortiert waren, und Ordner, in denen sie nach Personen sortiert waren. In weiteren Ordnern waren die Inventarblättern thematisch sortiert. Ohne jemals eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht zu haben, führte Rosmarie Bühler-Wildberger eine moderne mehrdimensionale Inventardatenbank – von Hand und auf Papier.
Dieses Inventar ist uns bei der täglichen Arbeit im Oberhaus eine grosse Hilfe. Ohne die Informationen auf den Inventarblättern wüssten wir nicht, was wir alles im Haus haben. Ausserdem würden sich uns viele Objekte nicht erschliessen, weil wir nicht wüssten, von wem und wozu sie gebraucht wurden.
Gleichzeitig ist der Umgang mit einem umfassenden Papierinventar – allein das nach Ort sortierte Inventar umfasst 5’500 Seiten – umständlich und fehleranfällig. Wir haben deshalb bereits früh damit begonnen, das Inventar zu digitalisieren.
Dazu scannten wir in einem ersten Schritt sämtliche Blätter des nach Ort sortierten Inventars ein und legten sie als PDF-Dokumente in einer digitalen Ordnerstruktur ab. Da Rosmarie das Inventar handschriftlich geführt hatte, konnten wir in den PDF-Dokumenten keine Texterkennung durchführen. Wir können den Text in den digitalen Inventarblättern deshalb weder durchsuchen noch bearbeiten. Wir können ihn lediglich mit neuem Text überschreiben.
Die PDF-Datenbank ist somit nur eine Zwischenlösung. Aktuell übertragen wir die in den PDF-Dokumenten enthaltenen Informationen in eine Archivdatenbank, in der wir zu jedem Objekt einen eigenen Eintrag erstellen. In dieser Datenbank können wir auch Personen erfassen und ihnen Objekte zuordnen. Wir arbeiten zudem mit Objekttypen und Schlagworten, um die Objekte in unterschiedliche Kategorien einzuteilen.
Bei über 20’000 Objekten ist das eine aufwändige Arbeit, die uns noch eine Weile beschäftigen wird. Und sind einmal alle Objekte erfasst, geht die Arbeit gleich weiter. Dann wird es darum gehen, die Einträge zu konsolidieren und die Daten aktuell zu halten. Wir werden Bilder ergänzen, Pflegehinweise erfassen, Ortsveränderungen dokumentieren. Ausserdem werden wir das Inventar mit der Situation vor Ort abgleichen müssen: Sind alle Objekte da, wo sie im Inventar vermerkt sind? Gibt es Objekte, die im Inventar noch nicht erfasst wurden? Passen die Beschreibungen im Inventar zu den Objekten?
Einen ersten Abgleich nehmen wir aktuell bereits anhand des PDF-Inventars vor. Wir dokumentieren in der PDF-Datenbank, wenn wir Objekte innerhalb des Hauses verschieben, sie aus der Ausstellung entfernen oder neue Objekte zum Vorschein kommen. Ein detaillierter Abgleich wird jedoch erst möglich sein, wenn wir zum einen eine durchsuchbare digitale Datenbank haben und zum anderen eine fertig eingerichtete Ausstellung.
Das Endziel der Inventarerfassung ist, dass wir nicht nur die Ausstellung im Oberhaus, sondern auch das Inventar der Öffentlichkeit zugänglich machen können. Die Inventardatenbank soll nicht nur dazu dienen, dass wir den Überblick über die Objekte im Haus behalten, sondern auch der Forschung offen stehen.