Bild: Martin Zeller
Ein Beitrag von Stefan Bühler.
Neben ein paar kleineren Instrumenten befinden sich auch drei Tasteninstrumente im Bestand des Oberhaushofs. Das letzte kam erst vor wenigen Tagen an, seine Geschichte ist aber von Beginn weg mit dem Oberhaushof verbunden.
Es handelt sich dabei um einen Bechstein-Flügel aus den 30er-Jahren. Dieser steht nun im neuen Aufenthaltsraum im Waschhaus. Der Flügel wurde ursprünglich von meiner Grosstante Berta Bühler gekauft. Was sie darauf gespielt hat und wie gut sie gespielt hat, weiss ich nicht.
Nach Bertas Tod 1967 erbte meine Tante Hedwig Stöckli-Bühler den Flügel. Da sie selbst damit nichts anfangen konnte, war er jahrzehntelang an einen Berufsmusiker vermietet (René Borel, der eine Zeitlang den Kirchenchor von Hombrechtikon leitete, wo mein Vater Albert Bühler mit Freude mitwirkte). Als sich abzeichnete, dass keines ihrer sechs Kinder Interesse am Flügel hatte, rief Hedwig mich an um zu fragen, ob ich allenfalls interessiert wäre. Ich war begeistert – es war schon lange mein Traum gewesen, auf einem eigenen Flügel spielen zu können.
Da wir damals noch in Winterthur wohnten und zuhause keinen Platz für so ein grosses Instrument hatten, platzierten wir den Flügel im Saal der Heilsarmee Winterthur, wo wir Teil der Gemeinde waren. Es war eine Win-Win-Situation für alle. In der Heilsarmee passte er zum Raum, diente der Gemeinde und erlaubte auch mir, oft auf ihm zu spielen.
Nach unserem Umzug auf den Oberhaushof blieb der Flügel noch fast zwei weitere Jahre in Winterthur. Vor kurzem wurde das Waschhaus fertig renoviert, es verfügt nun über einen geräumigen Aufenthaltsraum. Hier hat der Flügel seinen Platz gefunden und wird hoffentlich lange vielen Menschen Freude machen – bei Hauskonzerten, beim freien Spielen oder Begleiten von Liedern aller Art, auch alten und neuen Glaubensliedern in verschiedensten Stilen.
Bereits länger auf dem Oberhaushof befindet sich ein Klavier der Marke Feurich. Es gehörte Hedwig Bühler-Boller, meiner Grossmutter. Dieses Klavier hatte sie 1917 zur Hochzeit erhalten – ob von ihren Eltern oder ihrem Mann Albert, weiss ich nicht. Das Klavier war ihr Rückzugsort, ihr Ein und Alles. Sie spielte am liebsten Chopin und Kirchenlieder. Als kleiner Knabe habe ich noch erlebt, wie sie Kirchenlieder spielte und mit zittriger Stimme, aber aus ganzem Herzen zu ihrem geliebten Herr Jesus sang. Chopin und Bach konnte sie in diesem Alter schon nicht mehr spielen, was ihr wehtat.
Auf diesem Klavier habe auch ich selbst gelernt Klavier zu spielen. Es hat einen ausserordentlich vollen Klang und wird in Zukunft in einer Sitzecke im oberen Gang des Oberhauses Gästen des B&B Freude bereiten.
Das letzte Tasteninstrument auf dem Hof ist ein Späthe-Harmonium. Klanglich und vom Tonumfang her kann dieses natürlich bei weitem nicht mit dem Feurich-Klavier und dem Bechstein-Flügel mithalten. 1937 wurde es von meiner Grossmutter Hedwig als Occasions-Instrument von der Harmoniumhandlung Johann Hunziker in Pfäffikon ZH beschafft, damit Bibelstunden im Schulhaus Feldbach begleitet werden konnten. Diese fanden im Nähschulzimmer im Untergeschoss des Schulhauses statt. Als Kind ging ich dort noch in die Sonntagsschule. Bei einer späteren Schulhausrenovation war das Harmonium im Weg, und da es ursprünglich meine Grossmutter bezahlt hatte, wurde es an meine Eltern im Oberhaus abgegeben.