Winterfestes Luxusgefährt

Bild: Martin Zeller

Ein Beitrag von Jonas Bühler.

Drei der grössten Objekte, die zu den Lebensspuren gehören, stehen im grossen Raum im unteren Bereich der Trotte, wo früher Wein gepresst wurde. Dort thronen sie auf einem hölzernen Podest: zwei elegante Kutschen mit Verdeck – sogenannte «Chaisen» – und ein Pferdeschlitten.

Der Pferdeschlitten und die eine Chaise sind von sehr ähnlicher Machart. Beide sind mit goldenen Streifen verziert und verfügen über zwei Lampen links und rechts des Bocks. Die metallenen Verstrebungen an den Fahrzeugen sind schwungvoll geformt, und bei beiden kann das Verdeck aus schwarzem Leder vor- und zurückgeklappt werden.

Angeschafft wurden die Chaise und der Pferdeschlitten von Magdalena Bühler-Hürlimann, der Witwe von Johann Jakob Bühler-Hürlimann. Die Chaise bezahlte sie nicht etwa in Geld, sondern mit Wein. 17,5 Eimer Wein – umgerechnet etwa 1’900 Liter – schickte sie dem Fuhrbauer Peter in Zürich im Jahr 1803 als Bezahlung. Was der Schlitten kostete und in welcher Währung er bezahlt wurde, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob er, wie die Kutsche, in den folgenden Jahrzehnten immer wieder an Freunde und Bekannte vermietet wurde, damit diese darin ihre Besorgungen tätigen konnten. Wahrscheinlichg waren die Mitglieder der Familie Bühler damit in den Jahren 1880 und 1891, als er gefroren war, auch auf dem See unterwegs.

Der Schlitten wurde wohl wesentlich seltener gebraucht als die Kutsche. Wenn jedoch die Verhältnisse schlecht waren, wenn überall Schnee lag, der nicht wie heute sofort weggepfadet wurde, dann konnte man dank des Schlittens trotzdem ausfahren. Bequem war es mit dem offenen Verdeck in der Winterkälte allerdings kaum.

Annemarie und Stefan Bühler als Kinder auf dem Pferdeschlitten
Die «Kutschenfahrt» von Annemarie und Stefan Bühler wurde für das Fotoalbum dokumentiert. Bild: Martin Zeller

Dieser Schlitten war eines der ersten grösseren Objekte, die Rosemarie Bühler wieder in Schuss brachte. In den Siebzigerjahren platzierte sie den Schlitten im Garten, frischte die Farbe und pflegte das spröde Leder. Punktuell haben auch die Kinder mitgeholfen. Mein Vater mag sich noch erinnern, wie er mit seiner Schwester im Schlitten sass und in der Phantasie damit Fahrten unternahm. Mittlerweile könnte der Schlitten wieder eine Pflegerunde vertragen. Auch dazu suchen wir derzeit eine Projektleitung für die Lebensspuren: Damit die Objekte fachgerecht gepflegt und regelmässige Pflegezyklen etabliert werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert