So spielt die angehende Hausmutter

Ein Beitrag von Jonas Bühler.

Zu den zahllosen Gegenständen aus früheren Generationen, die meine Grosseltern Albert und Rosmarie Bühler-Wildberger thematisch sortiert in den Räumen des Oberhauses ausgestellt haben, gehören auch Kinderspielsachen für Jungen und Mädchen. Anhand dieser Gegenstände lassen sich einige interessante Aspekte zur Geschichte des Spiels betrachten.

Seit dem Mittelalter wurde klar vorgegeben , mit welchem Spielzeug Jungen zu spielen hatten und mit welchem die Mädchen. Schliesslich sollte das Spiel die Kinder auf ihre zukünftigen Rollen im Erwachsenenleben vorbereiten. Die Jungen spielten Geschicklichkeitsspiele und lernten, mit Werkzeug umzugehen und Dinge zu bauen. Den Mädchen hingegen schenkte man Puppen und Puppenhäuser, um sie an die Mutterrolle heranzuführen. Während die Kinder armer Familien mit aus Holz geschnitzten Tieren und aus Stroh gefertigten Puppen spielten, beschenkten wohlhabende Familien ihre Sprösslinge mit aufwendig hergestelltem Spielgerät aus hochwertigem Material.

Ein gutes Beispiel für so ein luxuriöses Spielgerät ist die Spielzeugküche für Mädchen, die in der Mägdekammer im ersten Stock aufgestellt ist. Das Kernstück dieser Küche ist der elegant verzierte und voll funktionsfähige Herd aus Metall, auf dem die Haustöchter ihre ersten Gerichte kochen lernten. Die Herdplatten konnten durch ein Feuer im darunterliegenden Ofen beheizt werden, der Rauch wurde durch ein kleines Rohr am hinteren Ende abgeleitet. Ausgestattet war die Küche mit Töpfen, Pfannen, Messgeschirr und diversem Kochwerkzeug aus Holz und Metall. Dazu gab es Porzellangeschirr in passender Grösse. Auch Rezeptbücher für die fleissigen Hobby-Köchinnen durften nicht fehlen. Eines mit dem Titel «Haustöchterchens Kochschule» steht auf dem Herd. Der vielsagende Untertitel lautet «Für Spiel und Leben».

Heute empfinden wir ein gewisses Unbehagen, wenn wir sehen, wie Kinder anhand ihrer Spielsachen in ihre Rolle als Erwachsene gedrängt wurden. Gleichzeitig sind die Qualität und die Liebe zum Detail bei den alten Spielsachen aber auch beeindruckend. Ich zum Beispiel hätte gern auf so einer Spielzeugküche Kochen gelernt.

2 Antworten auf „So spielt die angehende Hausmutter“

  1. Ich würde dann gerne mal an einer Führung teilnehmen. Besitze mehrere Puppen die über 100 Jahre alt sind und liebe alte Sachen meine Grossmutter war 1884
    Geboren.

  2. Liebe Heidy

    Das tönt interessant! Momentan bieten wir noch keine Führungen an, da wir noch in der Aufbauphase sind. Wenn diese erste Phase in zwei bis drei Jahren abgeschlossen ist, informieren wir dich darüber auf dieser Webseite.

    Gruss
    Jonas

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